Kürzlich haben wir mit der Beteiligung von fünf Patienten eine fünftägige Gruppe in unserer Klinik organisiert. Die Ergebnisse stellen wir jetzt vor. Die Teilnehmer nahmen gemeinsam zwei Mal täglich ihre Mahlzeit zu sich. Außerdem erhielten die Patienten ihr Verpflegungspaket, von dem sie dann aßen, wenn sie zufällig Hunger hatten. In der ersten Nacht wurde davon noch viel verbraucht, am dritten Tag dagegen nahmen die Mitglieder der Gruppe bereits keine zusätzliche Nahrung mehr zu sich. Jeden Tag hielten wir auch individuelle und gemeinsame Konsultationen ab. Zu allererst kontrollierten wir die Genauigkeit der vorhandenen Diagnosen und bilanzierten den aktuellen Gesundheitszustand unserer Patienten. Bei diesen Anlässen wurden der Blutzucker, der Blutdruck und das Gewicht gemessen. Wir legten dabei auch den Verlauf der Reduzierung der Medikamente fest.
Bei den Konsultationen lehrten wir die mit der paläo-ketogenen Diät zusammenhängenden theoretischen und praktischen Kenntnisse. Stets stellte sich dabei heraus, wie wichtig sie sind, und das vor allem deshalb, weil der Teufel im Detail steckt. In der zweiten Hälfte des Programms führten wir ein Gespräch über Gastronomie und Küchentechnik, in das wir neben den Patienten auch deren Angehörige einbezogen, um auch sie mit dem Wissen im Zusammenhang mit der Realisierung der Diät auszurüsten. Unmittelbar vor dem Beginn der Diät, danach am dritten und fünften Tag nahmen wir Laboruntersuchungen vor. Die Medikamentierung der Patienten gestalteten wir schrittweise unter Beachtung des ursprünglichen Plans und im Lichte der Laborwerte und der individuellen Rückmeldungen an den aufeinander folgenden Tagen.
Niemals wiesen wir die Teilnehmer der Gruppe an, sondern der Patient traf auf der Basis einer gemeinsamen Absprache die Entscheidung. Am Beginn hatte sich jeder Patient kohlenhydratreich ernährt, d.h. er war der durchschnittlichen westlichen Ernährung gefolgt. Vier Patienten hatten sich jedoch mit einer Diät ernährt, die der von Diabetologen präferierten Ernährung nahekam, mit minimaler Fettaufnahme. Die Mitglieder der Gruppe berichteten darüber, dass bei jedem von ihnen der Alkohol im alltäglichen Leben vorkam. Das bedeutete in keinem Fall Alkoholismus, sondern täglich 100 bis 200 Milliliter Wein oder eine Minimalmenge Pálinka (Obstler). Darauf kommen wir am Ende des Berichts noch zurück.
1. Tabelle: Patientendaten
KOOPERATION
Unsere Patienten haben gut kooperiert. Nach ihren Aussagen fiel ihnen die Einhaltung der Diät nicht schwer. Die von den Patienten jeden Morgen angewendeten Ketontests zeigten vom zweiten Tag an bei allen eine stabile Aufrechterhaltung der Ketose. Dasselbe zeigte die Ketonuntersuchung des Urins im Labor, die auch am 3. Und 5. Tag bei allen den Zustand der Ketose bestätigte, d.h. die Patienten befanden sich die fünf Tage hindurch kontinuierlich in der Ketose (1. Abbildung)
1. Abbildung: Konzentration der Ketonkörper im Urin (mg/dl) am 1., 3. Und 5. Tag
GEWICHT
Alle Patienten verloren Gewicht an den einander folgenden Tagen. Bis zum 5. Tag betrug der Gewichtsverlust durchschnittlich 1,9 Kilogramm. Beim 3. Patienten kam es (wie er selbst zugab) am letzten Tag einen Diätfehler, was die Gewichtszunahme am 5. Tag erklärt (2. Abbildung).
2. Abbildung: Gewichtsveränderung der Patienten innerhalb der 5 Tage
BLUTZUCKER
Ursprünglich hatten zwei Patienten Diabetes-Medikamente eingenommen (orales Antidiabetikum – Patienten 2,3 und 4) und ein Patient Insulin bekommen. In allen drei Fällen konnten wir die Medikamente innerhalb von 24 Stunden weglassen, und zwar so, dass sich parallel dazu die Blutzuckerwerte kaum änderten. Die völlige Wiederherstellung des Zuckerstoffwechsels (d.h. weiteres Sinken des Blutzuckers) ist mit dem Wegfallen der Insulinresistenz und dem Abklingen der Nebenwirkung der früher eingenommenen Arzneimittel zu erwarten. Wenn wir die Grafik der Gewichtsabnahme betrachten, sehen wir, dass das Gewicht der Patienten in allen fünf Fällen eine hochgradige Insulinresistenz ahnen lässt. Beim 3. Patienten kam es dem eigenen Eingeständnis zufolge am letzten Tag zu einem Diätfehler, was den Anstieg des Blutzuckers am 5. Tag (3. Abbildung) erklärt. Alle vier Zuckerkranken hatten eine lange, mindestens 5jährige „Vergangenheit“ der Einnahme von Beta-Blockern hinter sich, deren als Nebenwirkungen auftretende Insulinresistenz und Auswirkungen auf den Stoffwechsel erst lange Monate nach dem Weglassen aufhören.
3. Abbildung: Veränderungen der Blutzuckerwerte bei nüchternem Magen innerhalb von 5 Tagen
TRIGLICERID
Bei vier von fünf Patienten (den übergewichtigen) ging der Triglicerid-Spiegel bedeutend zurück (ungeachtet des Weglassens der Cholesterinsenker). Auch das bestätigt, dass ein hoher Triglicerid-Spiegel nicht die Folge eines hohen Fettkonsums ist. Bei dem einen Patienten, bei dem der Triglicerid-Spiegel am Anfang am niedrigsten war, erhöhte er sich (erwartungsgemäß) leicht zum fünften Tag. Bei der Fortsetzung der Diät und dem Wegfallen der Nebenwirkungen der Beta-Blocker ist bei den übergewichtigen Patienten ein weiteres Sinken des Triglicerid-Spiegels zu erwarten (4. Abbildung).
4. Abbildung: Veränderung des Triglicerid-Spiegels (mmol/l) während der fünf Tage
CHOLESTERIN
Früher hatten zwei Patienten (3. Und 4. Patient) Cholesterinsenker eingenommen, die wir in beiden Fällen weglassen konnten. Die Cholesterinwerte blieben bei allen Patienten im normalen Bereich, bzw. erhöhten sich bei vier Patienten erwartungsgemäß. Bei Fortsetzung der paläo-ketogenen Diät ist später ein weiterer leichter Anstieg der Cholesterin-Spiegel zu erwarten (5. Abbildung).
5. Abbildung: Entwicklung der Cholesterin-Spiegel (mmol/l)
LDL CHOLESTERIN
Bei allen fünf Patienten stieg (erwartungsgemäß) der Spiegel des LDL Cholesterins
(6. Abbildung)
6. Abbildung: Entwicklung der LDL Cholesterin-Spiegel
BLUTDRUCK
Von den fünf Patienten hatten vier früher regelmäßig Blutdrucksenker eingenommen (2., 3., 4. und 5.), einer gelegentlich (1. Patient). Von den vier Patienten haben wir bei dreien innerhalb von vier Tagen die Blutdrucksenker schrittweise weggelassen, bei einem Patienten haben wir von zwei Medikamenten eines weggelassen und bei dem anderen die Dosis um die Hälfte reduziert. Auch bei verringerter Medikamentierung blieben die Blutdruckwerte im normalen Bereich (7. Abbildung).
7. Abbildung: Entwicklung der Blutdruckwerte (systolisch, Hgmm) während der fünf Tage bei Abbau der Blutdruck senkenden Mittel. Bei der paläo-ketogenen Diät und reduzierter Arzneimittelgabe maßen wir etwa die gleichen Blutdruckwerte wie früher bei Blutdrucksenkern und westlicher Kost.
DIE MEDIKAMENTE
85 % der Medikamente konnten wir weglassen. Ein Großteil der bei paläo-ketogener Diät früher eingenommenen Medikamente wird überflüssig, da sich Blutzuckerspiegel und Blutdruck normalisieren. Ferner besteht die Notwendigkeit, die Medikamente zu reduzieren, weil sie den Stoffwechsel beeinträchtigen, auf die Leber eine schädliche Wirkung ausüben und weitere Nebenwirkungen haben.
Vier Patienten nahmen regelmäßig Medikamente (2., 3., 4. und 5. Patient). Bei Art und Weise sowie Tempo des Abbaus der Medikamente lassen wir uns teils von den Laborwerten und teils von unseren Erfahrungen leiten.
Zum Ende des 5. Tages hat:
der 2. Patient alle vier Medikamente weggelassen
der 3. Patient 6 von 8 Medikamenten weggelassen
der 4. Patient alle 8 Medikamente weggelassen
der 5. Patient von 6 Medikamenten vier weggelassen und eines halbiert.
Subjektive Meinung der Patienten:
Am letzten Tag des Programms waren alle Patienten der Meinung, dass sich ihr Allgemeinbefinden gebessert hat. Das ist zum einen mit dem Wegfall der früheren Beschwerden in Zusammenhang zu bringen. Die Patienten berichteten über die folgenden subjektiven Besserungen:
1. Patient: Bedeutender Rückgang der seit langer Zeit bestehenden postoperativen Schmerzen am Fuß und Anstieg der physischen Belastbarkeit.
2. Patient: Keine Schmerzen mehr in der Schulter
3. Patient: Wegfall von mehrere Jahre anhaltendem Durchfall und Blähungen
5. Patient: Keine geschwollenen Beine mehr
Zwei Patienten berichteten über vorübergehenden Durchfall, was ein während der Umstellung auf die Ketose bei einem Teil der Patienten ein bekanntes Symptom des Übergangs ist.
Jeder einzelne Patient bewertete die Teilnahme an der klinischen Gruppe als erfolgreich. Es kann gesagt werden, dass die Patienten zum fünften Tag zu einem echten Team zusammenwuchsen und einschätzten, dass das Gemeinschaftserlebnis dazu beitrug, ihre Motivation aufrechtzuerhalten, und ihnen über die Anfangsschwierigkeiten hinweghalf. Alle Patienten kamen zu dem Urteil, dass sie die paläo-ketogene Diät auch in Zukunft fortsetzen werden. (Die Umstellung der Arzneimittel erfolgt in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt.)
DIE FRAGE DES ALKOHOLS
Einerseits hören wir, dass 100-200 ml Wein nicht nur nicht schadet, sondern nützt. Das aber hat keine einzige wissenschaftliche Untersuchung jemals eindeutig bewiesen. Nach unseren eigenen Beobachtungen bedeuten die Weine ein besonderes Problem. Einer unserer Patienten beispielsweise hatte Psoriasis, was ganz sicher so lange nicht vergeht, wie er auf die früher genossene geringe Menge Wein nicht verzichtet. Das andere große Problem der Weine besteht darin, dass ausnahmslos alle Schwefelsulfid enthalten. Die Verwendung dieses Stoffes verstärkt die Wirkung des Alkohols auf die Darmdurchlässigkeit und ruft so, wenn er unmittelbar in die Blutbahn gelangt, allergische Reaktionen hervor. Das bedeutet, dass die Patienten nur dann gesund werden können, wenn sie mit ihrem minimalen, kulturvoll zu nennenden Alkoholkonsum brechen.
DIE DIÄT
Beispiel zur Diät:
Frühstück: Wurst, Weißwurst, Speck, Leber, Ei, Speckgrieben, Gurke
Mittagessen: Fleischbrühe, in Keramik gebratenes Fleisch, in Fett gebratener Zwergkürbis, Creme aus Speckgrieben
Rohstoffe und fertige Gerichte: Die Mahlzeiten wurden aus nährstoffreichen, wertvollen Zutaten aus Fleisch und Innereien von Tieren zubereitet, die auf einem Biohof gehalten werden. Unser Koch durfte weder Geflügelfleisch noch natürlich Pflanzenöle verwenden. Die Gemüsemenge war minimal.
Autor: Dr. Tóth Csaba
Der Autor ist Arzt, Hausarzt und seit 20 Jahren Internist mit Praxis in der Intensivtherapie, Mitarbeiter von Paleomedicina
Übersetzung: Michael Graeme
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2017-12-14